Stade. Auf Bützflethersand bahnt sich die nächste Mega-Investition an: Das Unternehmen Hansekraft plant im Stader Industriegebiet, im großen Stil Energie aus Altholz zu gewinnen. Das Projekt, so die Betreiber, bietet gleich mehrere Vorteile für den Standort.
Die Reihe der Stader Zukunftsprojekte ist beeindruckend. Der neue Energiehafen für den Import von verflüssigten Gasen ist bereits fertiggestellt, das schwimmende Terminal für verflüssigtes Erdgas (LNG), Transgas Force, liegt bereits im Stader Seehafen und ist kurz davor, Gas ins deutsche Netz einzuspeisen. 300 Millionen Euro haben sich Land und Bund den neuen Anleger kosten lassen.
Die Hanseatic Hub GmbH will für gut eine Milliarde Euro ein LNG-Terminal an Land bauen, das ab 2028 Erdgas importiert und später grüne Gase auf Wasserstoffbasis ins Land bringt.
Prime Lithium will im großen Stil investieren
Prime Lithium arbeitet seit Juli 2023 auf Bützflethersand mit einem Versuchslabor, wie hochreines Lithium als Basis für Batterien von E-Autos produziert werden kann. Der Bau einer Pilotanlage für einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag ist projektiert.
Sollte bis 2030 eine Großanlage gebaut werden, würden nach Angaben der Betreiber 700 Millionen Euro nach Stade fließen. Zwei weitere Anlagen könnten folgen. Für den ersten Schritt wird mit etwa
350 Angestellten gerechnet. Und jetzt noch Hansekraft.
Hansekraft-Geschäftsführer ist kein Unbekannter in Stade
"Wir von Hansekraft planen, im Industriepark in Stade ein Kraftwerk zur nachhaltigen Energiegewinnung aus Altholz in Betrieb zu nehmen", sagt Stefan Schmidt als Geschäftsführer des Unternehmens.
Schmidt ist kein Unbekannter auf Bützflethersand: Er war schon Chef der Eisen-Gießerei, kämpfte lange um den Erhalt der Produktion dort, musste sich aber der günstigen Konkurrenz aus China geschlagen geben.
Schon damals war er aktiv für die Unternehmen der Familie Eisenhauer, die Besitzer von Immobilien auf Bützflethersand direkt neben der AOS und Gesellschafter bei Hansekraft sind.
Das neue Holzkraftwerk soll dort entstehen, wo einst eine Müllverbrennungsanlage geplant war.
Dieses Projekt stieß in der Stadt auf massiven Widerstand. Die Bauruine aus Beton direkt an der Elbe zeugt noch von den Plänen. Sie soll abgerissen werden und dem Neubau Platz machen.
Mittlerer dreistelliger Millionenbetrag als Investition
Hansekraft will „einen dreistelligen Millionenbetrag" investieren, wie Geschäftsführer Jörg Dob-brunz und Lars Rodenbäck als Vertreter der Gesellschafterin mitteilen. Geplant ist ein hochmodernes Kraftwerk, in dem nicht mehr nutzbares Altholz in grüne Energie verwandelt werden soll. Das könnte mehrere Vorteile bieten.
„Damit wollen wir einen effektiven Beitrag zur Ablösung fossiler Energieträger und zur Stärkung des Standortes Stade leisten*, sagt Schmidt. Das Altholz wird mit Erdgas angeheizt und dann thermisch verwertet. Am Ende der Produktion sollen grüner Dampf und grüner Strom sowie biogenes CO2 für die Industrie vor Ort sowie grüne Wärme für Stade zur Verfügung stehen.
Das Kraftwerk könnte also ein wichtiger Bestandteil einer Fernwärmeversorgung der Stadt werden. Gespräche mit den Stadtwerken liefen. Das Projekt ist maßgeschneidert für Stade", heißt es in der Präsentation von Hansekraft.
500.000 Tonnen Holz werden pro Jahr verfeuert
Das Grundstück, das Hansekraft für sich beansprucht, ist 82.000 Quadratmeter groß. Das Holz, das hier verfeuert wird, soll per Schiff im nahe liegenden Stader Seehafen gelöscht werden. Sollte der auch wegen der Ansiedlung von Prime Lithium gen Norden erweitert werden, läge das Hansekraft-Grundstück direkt an den Hafenanlagen.
Das Unternehmen rechnet mit 50 Schiffsladungen pro Jahr. Das sind etwa 500.000 Tonnen jährlich. Das Holz komme vorwiegend aus den Niederlanden, aus Belgien, Frankreich, England oder Polen.
Aus dem Rohstoff will Hansekraft pro Jahr 1,2 Millionen Megawattstunden Prozessdampf und 300.000 Megawattstunden grünen Strom erzeugen. Hinzu kämen 150.000 Megawattstunden Wärme.
Der Wirkungsgrad der Anlage liege wegen der Kraft-Wärmekopplung mit der Industrie und der Nah-und Fernwärmenutzung bei deutlich über 80 Prozent. Würde nur Strom aus dem Holz gewonnen werden, entstünde ein Wirkungsgrad von nur 35 Prozent.
Hansekraft: kein Lärm, keine Geruchsbelästigung
Das Unternehmen verspricht, dass durch den Einsatz von moderner Technik wie Rauchgaswäsche und Filtertechnik weder Lärm- noch Geruchsbelästigungen entstehen. Geschäftsführer Dobbrunz verweist auf Erfahrungen aus einem Holzkraftwerk in Emlichheim, das er seit 18 Jahren leitet: „Wir wissen, wie es geht." Selbst Filterstaub und Asche könnten weiterverwendet werden.
Ende dieses Jahres soll die Ruine auf dem Gelände abgerissen und die Genehmigungsunterlagen für den Bau und Betrieb abgegeben werden. Hansekraft rechnet mit dem Baubeginn 2025 und der Inbetriebnahme Anfang 2028..
Mittwoch Infomarkt
Während eines Infomarktes will Hansekraft ihr Projekt der Öffentlichkeit vorstellen. Er findet statt am Mittwoch, 24. April, von 17.30 bis 20 Uhr im Rathaus Stade, Königsmarcksaal. An verschiedenen Themeninseln sollen Interessierte mit den Investoren und ihren Projektpartnern ins Gespräch kommen „und sich über alle Aspekte des Vorhabens informieren", wie es in der Ankündigung heißt.
Alternativ können Sie diesen Artikel hier auch im PDF Dateiformat herunterladen: