Geplantes Holzkraftwerk auf Bützflethersand (Hansekraft)

Auf Bützflethersand, unweit der AOS, soll das neue Heizkraftwerk entstehen. Auf dem folgenden Bild (Quelle: Stader Tageblatt 19.4.24) sieht man die Ruine der einst geplanten Müllverbrennungsanlage. Nach den ersten fast euphorischen Informationen zu den neuen Kraftwerksplanungen in Bützfleth hat die BI Bützfleth genauer hingesehen und kann sich nur wundern wie blauäugig der Stader Rat und die Ortschaft Bützfleth sich von den Nachhaltigkeitsversprechen der Hansekraft überzeugen ließ! Lesen Sie bitte die vollständige Pressemitteilung und weitere Informationen und Details zum Thema weiter unten auf dieser Seite.

Foto: Martin Elsen

Inhalte auf dieser Seite im Überblick:

Artikel im Stader Tageblatt vom 20.4.24

"Mega-Investition: Energie aus Holz"

Quelle: Stader Tageblatt, 20. April 2024 


Stade. Auf Bützflethersand bahnt sich die nächste Mega-Investition an: Das Unternehmen Hansekraft plant im Stader Industriegebiet, im großen Stil Energie aus Altholz zu gewinnen. Das Projekt, so die Betreiber, bietet gleich mehrere Vorteile für den Standort.

 

Die Reihe der Stader Zukunftsprojekte ist beeindruckend. Der neue Energiehafen für den Import von verflüssigten Gasen ist bereits fertiggestellt, das schwimmende Terminal für verflüssigtes Erdgas (LNG), Transgas Force, liegt bereits im Stader Seehafen und ist kurz davor, Gas ins deutsche Netz einzuspeisen. 300 Millionen Euro haben sich Land und Bund den neuen Anleger kosten lassen.

 

Die Hanseatic Hub GmbH will für gut eine Milliarde Euro ein LNG-Terminal an Land bauen, das ab 2028 Erdgas importiert und später grüne Gase auf Wasserstoffbasis ins Land bringt.

 

Alternativ können Sie diesen Artikel hier auch im PDF Dateiformat herunterladen:

Download
Tageblatt Artikel als PDF Download
holzkraftwerk_XL.pdf
Adobe Acrobat Dokument 2.6 MB

Vorschau:


 

Prime Lithium will im großen Stil investieren

Prime Lithium arbeitet seit Juli 2023 auf Bützflethersand mit einem Versuchslabor, wie hochreines Lithium als Basis für Batterien von E-Autos produziert werden kann. Der Bau einer Pilotanlage für einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag ist projektiert.

Sollte bis 2030 eine Großanlage gebaut werden, würden nach Angaben der Betreiber 700 Millionen Euro nach Stade fließen. Zwei weitere Anlagen könnten folgen. Für den ersten Schritt wird mit etwa

350 Angestellten gerechnet. Und jetzt noch Hansekraft.

 

Hansekraft-Geschäftsführer ist kein Unbekannter in Stade

"Wir von Hansekraft planen, im Industriepark in Stade ein Kraftwerk zur nachhaltigen Energiegewinnung aus Altholz in Betrieb zu nehmen", sagt Stefan Schmidt als Geschäftsführer des Unternehmens. 

Schmidt ist kein Unbekannter auf Bützflethersand: Er war schon Chef der Eisen-Gießerei, kämpfte lange um den Erhalt der Produktion dort, musste sich aber der günstigen Konkurrenz aus China geschlagen geben.

Schon damals war er aktiv für die Unternehmen der Familie Eisenhauer, die Besitzer von Immobilien auf Bützflethersand direkt neben der AOS und Gesellschafter bei Hansekraft sind.

Das neue Holzkraftwerk soll dort entstehen, wo einst eine Müllverbrennungsanlage geplant war.

Dieses Projekt stieß in der Stadt auf massiven Widerstand. Die Bauruine aus Beton direkt an der Elbe zeugt noch von den Plänen. Sie soll abgerissen werden und dem Neubau Platz machen.

 

Mittlerer dreistelliger Millionenbetrag als Investition

Hansekraft will „einen dreistelligen Millionenbetrag" investieren, wie Geschäftsführer Jörg Dob-brunz und Lars Rodenbäck als Vertreter der Gesellschafterin mitteilen. Geplant ist ein hochmodernes Kraftwerk, in dem nicht mehr nutzbares Altholz in grüne Energie verwandelt werden soll. Das könnte mehrere Vorteile bieten.

„Damit wollen wir einen effektiven Beitrag zur Ablösung fossiler Energieträger und zur Stärkung des Standortes Stade leisten*, sagt Schmidt. Das Altholz wird mit Erdgas angeheizt und dann thermisch verwertet. Am Ende der Produktion sollen grüner Dampf und grüner Strom sowie biogenes CO2 für die Industrie vor Ort sowie grüne Wärme für Stade zur Verfügung stehen.

Das Kraftwerk könnte also ein wichtiger Bestandteil einer Fernwärmeversorgung der Stadt werden. Gespräche mit den Stadtwerken liefen. Das Projekt ist maßgeschneidert für Stade", heißt es in der Präsentation von Hansekraft.

 

500.000 Tonnen Holz werden pro Jahr verfeuert

Das Grundstück, das Hansekraft für sich beansprucht, ist 82.000 Quadratmeter groß. Das Holz, das hier verfeuert wird, soll per Schiff im nahe liegenden Stader Seehafen gelöscht werden. Sollte der auch wegen der Ansiedlung von Prime Lithium gen Norden erweitert werden, läge das Hansekraft-Grundstück direkt an den Hafenanlagen.

Das Unternehmen rechnet mit 50 Schiffsladungen pro Jahr. Das sind etwa 500.000 Tonnen jährlich. Das Holz komme vorwiegend aus den Niederlanden, aus Belgien, Frankreich, England oder Polen.

Aus dem Rohstoff will Hansekraft pro Jahr 1,2 Millionen Megawattstunden Prozessdampf und 300.000 Megawattstunden grünen Strom erzeugen. Hinzu kämen 150.000 Megawattstunden Wärme.

Der Wirkungsgrad der Anlage liege wegen der Kraft-Wärmekopplung mit der Industrie und der Nah-und Fernwärmenutzung bei deutlich über 80 Prozent. Würde nur Strom aus dem Holz gewonnen werden, entstünde ein Wirkungsgrad von nur 35 Prozent.

 

Hansekraft: kein Lärm, keine Geruchsbelästigung

Das Unternehmen verspricht, dass durch den Einsatz von moderner Technik wie Rauchgaswäsche und Filtertechnik weder Lärm- noch Geruchsbelästigungen entstehen. Geschäftsführer Dobbrunz verweist auf Erfahrungen aus einem Holzkraftwerk in Emlichheim, das er seit 18 Jahren leitet: „Wir wissen, wie es geht." Selbst Filterstaub und Asche könnten weiterverwendet werden.

Ende dieses Jahres soll die Ruine auf dem Gelände abgerissen und die Genehmigungsunterlagen für den Bau und Betrieb abgegeben werden. Hansekraft rechnet mit dem Baubeginn 2025 und der Inbetriebnahme Anfang 2028..

 

Mittwoch Infomarkt

Während eines Infomarktes will Hansekraft ihr Projekt der Öffentlichkeit vorstellen. Er findet statt am Mittwoch, 24. April, von 17.30 bis 20 Uhr im Rathaus Stade, Königsmarcksaal. An verschiedenen Themeninseln sollen Interessierte mit den Investoren und ihren Projektpartnern ins Gespräch kommen „und sich über alle Aspekte des Vorhabens informieren", wie es in der Ankündigung heißt.

Pressemitteilung der Bürgerinitiative für eine umweltverträgliche Industrie (BI Bützfleth) vom 17.6.2024

Geplantes Mega-Holzkraftwerk auf dem Bützflether Sand (Hansekraft Stade)

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

nach den ersten fast euphorischen Informationen zu den neuen Kraftwerksplanungen in Bützfleth hat die BI Bützfleth genauer hingesehen und kann sich nur wundern wie blauäugig der Stader Rat und die Ortschaft Bützfleth sich von den Nachhaltigkeitsversprechen der Hansekraft überzeugen ließ! Wir, die BI sind äußerst skeptisch zumal derselbe Betreiber den Bützflethern vor wenigen Jahren eine angeblich hochmoderne Müllverbrennung mit veralteter Verbrennungstechnik und ungenügender Filtertechnik und vielen weiteren Defiziten vor die Nase setzen wollte. Auch damals gab es einstimmige voreilige Zustimmung in Orts- und Stadtrat, an die später niemand mehr gern erinnert werden wollte. Damals konnte die BI Bützfleth den Bau im letzten Moment erfolgreich abwenden- zum Glück für die Bützflether und deren Lebensqualität.

 

Lernen die Volksvertreter denn nicht aus solchen Fehlern? Auch die Presse scheint nicht aus dem Informationsdesaster zur MVA gelernt zu haben. Wie damals geht sie wieder den Nachhaltigkeitsversprechen der Firma auf den Leim und schreibt einen unkritischen Werbetext für die neue Anlage anstatt kritisch und differenziert zu informieren (s.STBL vom Mai 2024).

 

Die BI Bützfleth hat in einem ersten Treffen am 30.5.24 die bisherigen Informationen zum geplanten Kraftwerk zusammengetragen und beschlossen sich der Sache anzunehmen. Dabei sind folgende Themen im Fokus:

  • Warum wird so überdimensioniert für Bützfleth geplant (eine der größten Anlagen dieser Art in Deutschland mit 500.000 t Altholz pro Jahr -genau fünfmal so groß wie das neue Kraftwerk in Cuxhaven mit 100.000 t/a) und dreimal so groß wie die Vergleichsanlage des Betreibers in Emlichheim. Es ist fraglich, ob in wenigen Jahren der Althozmarkt dafür überhaupt den Brennstoff anbieten kann und zu welchem Preis.
  • Der Betreiber verspricht eine Fernwärmeversorgung von bis zu 100.000 Haushalten, was aus mehrerer Sicht unseriös ist. Wer soll die Kosten für ein solches Netz tragen? Wie hoch sind die überhaupt- welche Wohnungen sollen angeschlossen werden? Was kostet das den Abnehmer? Die Stadt hat ein bereits erstelltes Wärmenutzungskonzept (verpflichtend im Rahmen des xxx Gesetzes) für die Altstadt mit Wärmepumpen bereits voreilig abgeräumt, in der naiven Hoffnung jetzt nachhaltige Wärme von der Hansekraft zu bekommen.
  • Emissionen- Nach Auskunft der Hansekraft (Dobbrunz, mündl. Mittl. am 15.5.24) soll das Kraftwerk technisch wie die Anlage in Emlichheim (nur 180.000 t/a) gebaut werden, deren Webseite zahlreiche Informationen zu den Schadstoffen im Abgas (aus Eigenüberwachung!) bereitstellt. Hierzu wird das GAA um Stellungnahme gebeten. U.a. was bedeutet die Verbrennung von alten Bahnschwellen und imprägnierten Strommasten (Altholzklasse 4) für die Luftbelastung von Bützfleth? Herr Dr. Jochen Witt (WGB) stellte dazu die vorliegenden Vorbelastungsmessungen von 2018 dar und informierte zur geplanten Technik der Anlage.
  • Die BI hat zahlreiche fachliche Fragen an die Politik und die Betreiber formuliert und wird die Antworten auf ihrer webseite www.buergerinitiative-buetzfleth.de veröffentlichen, u.a. zu:
    • Wie wird das Kreislaufwirtschaftsgesetz berücksichtigt?
    • Stromentstehungskosten beim Verbrennen von Altholz
    • Vorrang von Windstrom nach EEG
    • Staatliche Fördergelder
    • Sondermüll im Zuge der Erlaubnis einer Altholzklasse 4
    • Einbindung unabhängiger Sachverständiger

Abschließend waren sich die Bürger einig, dass die BI wieder aktiv werden muss und mit anderen BI´s Kontakt aufnehmen sollte. Ich bitte um Veröffentlichung und Aufgreifen dieses Themas in Ihrem Medium und stehe für weitere Fragen zur Verfügung.

 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Witt

Bürgerinitiative Bützfleth


Die ganze Mitteilung hier als PDF Download:

Download
Pressemitteilung, Holzkraftwerk, Bürgerinitiative Bützfleth, 17. Juni 2024
PM-Holzkraftwerk-BI- Bützfleth-240617.p
Adobe Acrobat Dokument 487.2 KB

Umwelterklärung 2023 der EBE Holzheizkraftwerk GmbH

Wir verlinken hier auf die Umwelterklärung von 2023 auf der EBE Webseite:

  • ebe-holzheizkraftwerk.com
  • https://ebe-holzheizkraftwerk.com/wp-content/uploads/2024/02/UE2023.pdf
  • Download als PDF 

Klima- und Umweltschutz auf dem Holzweg. Eine Broschüre der Umweltgewerkschaft Harz-Leine Göttingen

Die komplette Fassung ist hier als PDF Download zu finden:

Download
broschuere_bwz.pdf
Adobe Acrobat Dokument 1.8 MB